Zu viel Training kann die Karriere großer Sport-Talente früh beenden

Neue Studien haben bewiesen, dass zu viel Training selbst die größten Sport-Talente daran hindern kann, sich richtig zu entwickeln. Die Wahrscheinlichkeit auf Überlastungsschäden, die lebenslange Schmerzen bedeuten können, steigt dadurch an.

Insert date 10. November 2017

Zu viel Training kann die Karriere großer SportTalente früh beenden
Es ist absolut entscheidend, dass die Spot-Talente Zeit bekommen, sich zwischen Trainings und Spielen zu entspannen und zu regenerieren.

Als Kindern wird uns immer gepredigt, wie wichtig es ist, dass wir uns bewegen und aktiv sind. Besonders beim Fußball kann man darüber hinaus sehen, dass die besten Spieler meistens die Kinder sind, die die meiste Zeit mit dem Ball zwischen den Füßen verbringen. Trotzdem ist es absolut entscheidend, dass die Spot-Talente Zeit bekommen, sich zwischen Trainings und Spielen zu entspannen und zu regenerieren. Eine Nordische Universität schreibt dazu:

"Training was ihnen (den Spielern) helfen soll, wird stattdessen zu einem Hindernis. Es kann die zukünftige Entwicklung des Spielers negativ beeinflussen. Das bedeutet, dass du deine Spieler zwar trainieren musst damit sie gut werden, aber dass du, wenn du zu viel trainierst, die Gefahr auf Überlastungsschäden erhöhst", sagt Stig Arve Sæther, Dozent an der technisch-naturwissenschaftlichen Universität in Norwegen, laut DR.

Mental ausgebrannt

Er bezieht sich hier auf ein Forschungsprojekt von 2015, in dem norwegische Junioren mit einem Accelerometer ausgestattet wurden, was ihre physische Aktivität gemessen hat, um sie mit anderen Gleichaltrigen zu vergleichen. Es zeigte sich, dass die körperliche Belastung der Junioren wesentlich höher war, als die von Gleichaltrigen. 901 Bewegungen pro Minute gegenüber 542 Bewegungen pro Minute, also mehr als 65 % Aktivität, was selbstverständlich auch Einfluss auf den Regenerationsbedarf nimmt. "Außerdem kann es schwer sein motiviert zu bleiben, wenn du nicht regenerierst", meint Sæther.

Stig Arve Sæther glaubt, dass eine zu hohe Trainingsbelastung zusammen mit dem ohnehin schon hohen Druck vom Umfeld auf Sport-Talente zum entgegengesetzten Effekt führen kann, als eigentlich beabsichtigt: Dem Risiko, mental auszubrennen.

Sport soll vor allem Spaß machen

Das macht sich, laut Stig Arve Sæther, besonders bei großen Talenten im Fußball geltend, die neben dem normalen Mannschaftstraining auch noch zum Hochbegabtentraining und zum individuellen Training gehen. Die Studie hat außerdem gezeigt, dass Kinder, die in ihrer Jugend mehrere Sportarten betrieben haben, die größte Motivation haben genug zu trainieren, um ihrer Begabung gerecht zu werden. Die Begründung hier liegt darin, dass ein Kind, dass nur eine Sportart betrieben hat, nicht mit Sicherheit weiß, ob dies wirklich der Sport ist, den das Kind am liebsten betreibt.

"Diese Spieler finden ganz einfach, dass Sport Spaß macht. Die innere Motivation der Spieler ist das, was Trainer am meisten hervorheben wenn es darum geht, ein Talent zu definieren und was einen erfolgreichen Sportler auszeichnet", sagt Sæther.

Ein guter Trainer kann dazu beitragen, die innere Motivation hervorzubringen und das nicht nur in Form von gutem Training. Auch indem er den Fortschritt seiner Spieler bemerkt und anerkennt. Er sollte zudem ein sicherer Ansprechpartner sein, zu dem ein Spieler kommen kann, wenn er oder sie Probleme zuhause oder mit Freunden hat.

10.000 Trainingsstunden

Im Topsport heißt es oft, dass man mindestens 10.000 Stunden in den ersten 10 Jahren trainiert haben muss, um es an die Spitze seines Sports zu schaffen. Ganz konkret bedeutet das 1.000 Trainingsstunden im Jahr oder 19 Stunden in der Woche. Wenn ein Kind 3 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche trainieren soll, ist das eine enorme Belastung und der Erholungsbedarf dementsprechend gering. Der Druck, unter dem junge Talente stehen, trägt zu mentaler Erschöpfung und zu Überlastungsschäden bei. Letzteres kann eine ersthafte Konsequenz für den Rest des Lebens bedeuten.

Als Dänemark in der Handball-WM 1997 den gesamten Widerstand von der Bahn fegte, saß die heute recht unbekannte Spielerin Merete Møller verletzt auf der Ersatzbank. Da landete sie immer wieder, bis die Schmerzen am Ende so groß waren, dass sie mit 22 Jahren und viel Talent aussteigen musste. Mit diesen Schmerzen hat sie bis heute zu kämpfen.

Heute ist Merete Møller gelernte Physiotherapeutin und hat einen Doktor vom Institut für Volksgesundheit von der Aarhus Universität. Sie weiß eine Menge über die Folgen, die eine zu hohe Trainingsbelastung mit sich bringen kann. 2017 hat sie eine große Studie zu Schulterverletzungen bei jungen, dänischen Handballspielern veröffentlicht. Die Studie ergab, dass wenn die Trainingsmenge der 14- bis 18-Jährigen nicht kontrolliert wird, ersthafte Schulterverletzungen die Konsequenz sein können. Das kann dann nicht nur eine vielversprechende Sportkarriere ruinieren, sondern auch die zukünftigen Chancen auf dem Arbeitsmarkt verringern.

"Letzteres sollte nicht nur von den Spielern verstanden werden, sondern auch von Trainern und anderen Verantwortlichen in der Handballwelt", sagt Møller auf "Politiken" und erzählt weiter: "In den letzten 20 Jahren hat sich im Bereich der Verletzungen forschungsmäßig viel getan, aber unser Wissen wurde im dänischen Handball noch nicht umgesetzt. Deswegen ist es wichtig, dass wir aus dem Wissen unsere Lehre ziehen, damit wir zukünftig die Anzahl der Schulterverletzungen reduzieren und chronische Schmerzen verhindern können."

Ansteigende Verletzungstendenz

Der Bericht zeigte ganz konkret, dass 104 der 679 Testpersonen Schulterschäden entwickelten. Eine alarmierend hohe Zahl laut Merete Møller: "Es ist doch sehr beunruhigend, dass so viele Spieler Schulterschäden innerhalb nur einer einzigen Saison entwickelten. Das liegt unter anderem daran, das keiner einen genauen Überblick darüber hat, wie viel die einzelnen jungen Spieler eigentlich trainieren und deshalb auch niemand eingreift."

Møller unterstreicht an diesem Punkt, dass es bestimmt keine einfache Aufgabe ist, als Trainer die Trainingsmenge eines jeden Spielers im Griff zu behalten. Einige trainieren bereits vormittags in der Sportschule oder im Sportinternat und nachmittags dann noch einmal oder gehen abends zusätzlich zum Mannschaftssport. "Junge Spieler trainieren gerne und viel, so ging es mir auch damals. Einige Jugendliche trainieren sogar mehr, als Erwachsene und können damit umgehen. Andere können das nicht", erklärt Møller abschließend.

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